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Dieses Thema hat 44 Antworten
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salix Offline

Forenkönig/in


Beiträge: 10.101

13.11.2014 10:55
#31 RE: drei Bilder - eine Geschichte Zitat · Antworten

Ich habe es immer noch nicht richtig durchgelesen, nur überflogen und ich muss sagen Talent bleibt Talent ob man es pflegt oder schleifen lässt. Ist es nicht Wahnsinn, dass nach 3 Bilder so eine Umfangreiche Geschichte, einfach so über Nacht entsteht. Ich schreibe auch gerne, aber da kann ich nur von Neid erblassen ( das ist nur Floßke, ich bin grundsätzlich nicht neidisch auf keinem Gebiet) Ich freue mich für Dich Luise, das du dich aufgerafft hast und deine Geschichte für uns und mit uns teilst. Danke und Applaus !
Ich werde mir es ausdrucken und richtig sortieren und dann in alle Ruhe abends im Bett lesen. Ich kann hier nicht so lange sitzen, da kommt immer etwas dazwischen.

Silbi Offline

Forenkönig/in


Beiträge: 10.547

13.11.2014 12:23
#32 RE: drei Bilder - eine Geschichte Zitat · Antworten

Luisa. Du bist einfach ein Genie! Und ich bin gespannt, wann dein erstes Märchenbuch erscheint. Ich wäre sicher eine der ersten Käuferinnen.

**********************************************************************
es gibt immer Lichter in der Nacht, auch wenn die Augen sie erfinden müssen.
John Steinbeck

phoebe ( gelöscht )
Beiträge:

13.11.2014 17:42
#33 RE: drei Bilder - eine Geschichte Zitat · Antworten

auf ein Neues





Luisa Offline

Co-Admin


Beiträge: 24.016

13.11.2014 19:52
#34 RE: drei Bilder - eine Geschichte Zitat · Antworten

Sieht aus, als ob ich in deinem Garten schlummere...

Liebe dich selbst, dann können die anderen dich gern haben

phoebe ( gelöscht )
Beiträge:

13.11.2014 20:21
#35 RE: drei Bilder - eine Geschichte Zitat · Antworten

so ist es !!!
da fallen dir sicher tolle Geschichten ein, in meinem
Zaubergarten!

Kirsche Offline

Forenprofessor/in


Beiträge: 7.487

13.11.2014 20:28
#36 RE: drei Bilder - eine Geschichte Zitat · Antworten

...und sicherlich hattest Du bei dem Schläfchen einen Märchentraum an dem Du uns teilhaben lassen solltest......

Luisa Offline

Co-Admin


Beiträge: 24.016

13.11.2014 22:21
#37 RE: drei Bilder - eine Geschichte Zitat · Antworten






Teil 1


In meinem Garten
Zwischen der reichen, spätsommerlichen Blütenpracht in meinem Garten, verbarg sich seit einiger Zeit, eine steinerne Mädchenfigur. Anmutig wirkte sie in ihrem langen, gerüschten, etwas altertümlichen Kleid. Alles an ihr wirkte bezaubernd und elfengleich. Ihr Gesicht jedoch zeigte von tiefe Traurigkeit, eine Traurigkeit die so kein Steinmetz gemeißelt haben mochte. Voll Wehmut blickte sie auf eine riesige Blütenschale, die sie mit ihren zierlichen Händen umfasste, und die einer Cosmeablüte glich.
Auch ich hatte zahlreich blühende Cosmeastauden, in hell- und dunkelfarbenem rosaviolett in meinem Garten. Eine dieser violetten Cosmeablüte lag herabgefallen, aber noch taufrisch auf der Erde. Schon allein von der Größe passte die Blüte perfekt auf das Haupt der Steinfigur. Ich hob die Blüte auf und setzte sie, zu einer Kappe umgedreht, auf ihr Haar. Täuschte ich mich oder hellte sich das Antlitz der steinernen Mädchenfigur erstmals auf?
Tags darauf, als ich meinen Garten wieder betrat und mich nach der Mädchenstatue umblickte, war die Blüte auf dem Kopf des Mädchens zu Stein geworden. War dies möglich, oder spielten meine Sinne mir einen Streich? Schon längst hatte ich das Rätseln darüber aufgegeben, wie diese mir fremde und verwitterte Steinfigur, in meinen blühenden Garten hineingeraten war. Schon immer bezeichnete ich ihn als Zaubergarten. Dennoch blieben die neuerlichen Vorkommnisse für mich sehr rätselhaft.
Die lauen Temperaturen des milden Spätsommernachmittags lockten mich in meinen Liegestuhl, der zwischen den herrlich duftenden Blütenstauden auf mich wartete. Mit einer Wolldecke ausgerüstet, die mein Wohlbehagen noch verbesserte, kuschelte ich mich in die flauschige Hülle, und entschwand schon bald ins Land der Träume. In meinem Traum ragten die Grashalme weit über meinen Kopf. Blumenstauden und Bäume erschienen mir auf einmal endlos in ihrer Länge. Auf wundersame Weise war ich auf halbe Handgröße geschrumpft. Trotzdem wirkte alles so echt. Ich nahm den süßen Duft der Blumen wahr. Fühlte das Gras, das bereits die Abendfeuchtigkeit wiedergab und hörte das aufgeregte Zwitschern der Vögel. Immer noch befand ich mich in meinem Garten. Auch der Liegestuhl ließ mich dies erkennen, auf dem ich eben noch lag und der mich nun um etliches überragte.
Helles Surren erfüllte die Luft. Als ich meinen Blick erhob, entdeckte ich einige Lebewesen, in ebenso winziger Gestalt, wie nun meiner. Andächtig und gebannt, ja schier offenen Mundes, verfolgte ich jede ihrer grazilen Bewegungen. Zarte Körper mit goldblond schimmernden Haaren, bewegten sich schmetterlingsgleich, anmutig und schwerelos in den Lüften. Jene Wesen besaßen feine, silbrig glänzende Flügel mit denen sie davon schwebten oder gleichfalls auch auf einem Punkt verweilten. Mit einem Mal wurde mir alles klar! Das waren Elfen! Wahrhafte, wirkliche Elfen! Und ich mitten unter ihnen.
Anscheinend hatten auch sie mich nun bemerkt, denn einer von ihnen sank zu mir auf den Erdboden herab. Der Elf, der zu mir hernieder gesunken war, war vergleichbar mit einer Feder, so sachte berührte er den Erdboden. Seine vielen, blonden Locken umrahmten sein makellos, feines Antlitz; und im Gegensatz zu den anderen männlichen Elfen, deren Haupt ein Mützchen, oder mützenähnlicher Blütenkelch bedeckte, zierte seines ein glitzerndes Stirnband. Dieser Elf hatte helle, wasserblaue Augen und sein Blick war durchdringend. Dennoch tat er freundlich und lächelte mich an. Dass seine Füße nackt waren, fiel mir sofort auf, denn alle anderen Elfen trugen Stiefelchen oder Pantoffeln. Er schien amüsiert, über die Art und Weise, in der ich ihn musterte. Dabei folgte er meinem Blick, zu seinen nackten Füßen und bewegte daraufhin lustig seine großen Zehen. Sein mattblau schimmerndes Beinkleid bedeckte gerade noch seine Knie und das hellblaue, fast durchscheinende Hemd, unterstrich die Elégance, die seine Erscheinung ausmachte.
Obwohl ich weder hörte, dass er sprach, noch sah, dass er seine Lippen bewegte, erfuhr ich von ihm, dass er Sonjaro hieß und ein Traumelf war. Er kommunizierte mit mir auf eine Art, deren Inhalt ich wohl verstand, die mir aber unbegreiflich war, wie sie funktionierte. Sonjaro nahm meine Hand und zog mich hinauf zur Blütenschale der Steinstatue in meinem Garten. Dort setzten wir uns an den Rand des Blütenkelchs. Er deutete auf das Antlitz der Statue und ich sah, dass das steinerne Mädchen tatsächlich weinte. Die Tränen füllten den Blütenkelch gleich einem See, dessen Wasseroberfläche Sonjaro mit seiner Hand sacht berührte. Sogleich bildeten sich kleine Wasserringe, die sich vervielfältigten, alsdann größer wurden und kleine Strudel nach sich zogen. Sobald sich das Wasser wieder glättete, tauchten schemenhafte Szenen auf, die sich wie in einem fortlaufenden Bildstreifen aneinander reihten und mir so, die Tragödie der Steinstatue offenbarte.
Die wechselnden Bilder zeigten, dass vor noch nicht langer Zeit, erwürdige Elfen zu persönlichen Diensten, der Regentin Crystal, herangezogen wurden. Diese Elfen verrichteten kunstvolle Frisuren, waren begabt für fingerfertiges Weben und erledigten letzte Näharbeiten zur Ausschmückung der kostbaren Roben. Die erlauchten Elfen sammelten, kleine, zierliche Blüten des pinkfarbenen Seidelbastes und hellblaue Blütensterne des Vergissmeinnichts. Diese verwoben sie zu Kränzen und Girlanden, und schmückten die goldenen, seidenweichen Flechten ihrer königlichen Regentin. Sobald die erlauchten Elfen die prachtvolle Verzierung an Haar und Garderobe zur Zufriedenheit ihrer Königin vollendet hatten, erhielten sie zum Dank einzigartige Heilsteine und außergewöhnliche Kräuter.

Leider gab es unter den Elfen auch Neider, jene die sehr begierig waren diese Aufgaben zu erledigen, um jene kostbaren Attribute in ihren Besitz zu bringen. Diese Kostbarkeiten versprachen Macht und danach trachteten sie. Jedoch aufgrund ihres Standes waren sie nicht befähigt diese Gaben zu erhalten. Erzürnt ob dieser Handhabung sannen sie auf Rache. Sie brauten ein Gift, mit dem sie die zierlichen Blütenkelche benetzten. Wenn also jene Elfen, die für die königliche Regentin die Blütenkelche einsammelten, diese berührten, war es um deren Leben geschehen. Sie selbst hätten dann die Chance, sich an ihre Stelle zu begeben und somit der Heilsteine und Kräuter zu bedienen.
Doch die erhabenen Elfen trugen Handschuhe, um die zarten Blütenblätter bei der Pflückung nicht zu ruinieren, und blieben von dem Anschlag verschont. Das Gift jedoch haftete noch immer an den Blumensternen. Als nun Crystal von ihrer Dienerschaft zum Blütenball herausgeputzt wurde, vollzog sich die frevelnde Tat. Crystal, die Regentin der Elfen, erlag dem heimtückischen Giftanschlag und von einem Augenblick zum anderen, verwandelte sie sich zu Stein.
Elfen, die fortan in gefährliche und ausweglose Situationen gerieten, war das Schicksal besiegelt. Die allmächtige Regentin konnte nicht mehr zur Rettung einschreiten. Selbst in den kostbaren Heilsteine und Kräuter erloschendie heilenden Kräfte. Viele Elfen verloren ihr Dasein und glitzernder Elfenstaub war alles was von ihnen über blieb.
Kobolde und Trolle waren schier versessen auf diesen Glitzerstaub und es entbrannte ein kaum enden wollender Anschlag auf alle Elfen. Elfenstaub enthielt sowohl die Substanz neuen Lebens, wie auch die Essenz uralten Wissens vom Anbeginn aller Zeit. Es lag im Bestreben der Kobolde und Trolle, durch den Besitz von Elfenstaub nun an die Macht zu gelangen und sich die Elfen gefügig und untertan zu machen. Dies bedeutete nicht nur die Ausbeutung der Erde und ihrer Schätze, es bedeutete ebenfalls die Vernichtung der Elfen, sowie letztendlich auch eine Unterjochung der Natur.
Die niederträchtigen Elfen wurden zwar rechtzeitig überführt und aus dem Feenreich verbannt, aber alle anderen Elfen hielten in großer Trauer inne, denn sie konnten ihre Königin nicht erlösen. Sie würde für immer verwandelt und eingeschlossen in einer Steinstatue sein.

Liebe dich selbst, dann können die anderen dich gern haben

Kirsche Offline

Forenprofessor/in


Beiträge: 7.487

14.11.2014 11:35
#38 RE: drei Bilder - eine Geschichte Zitat · Antworten

Eine traurige/schöne Geschichte hast Du da geträumt, die arme Elfenkönigin. Ich glaube ich habe sie mal in einem Garten gesehen? Die Cosmea war zu einem Blütenkranz geworden und sie wartet immer noch auf einen Elf, der sie erlöst.


Da war sie jedoch aus Gusseisen.

Luisa Offline

Co-Admin


Beiträge: 24.016

14.11.2014 11:44
#39 RE: drei Bilder - eine Geschichte Zitat · Antworten

Aber jedes Märchen hat doch ein gutes Ende...

Liebe dich selbst, dann können die anderen dich gern haben

Luisa Offline

Co-Admin


Beiträge: 24.016

14.11.2014 14:53
#40 RE: drei Bilder - eine Geschichte Zitat · Antworten




Teil 2

Die Rettung
Elfen hielten die Waagschale der Welt, sie sicherten das Gleichgewicht zwischen Flora und Fauna, waren Bewahrer der Elemente, des Wassers, des Feuers, der Luft und der Erde; und sie waren Hüter der vier Jahreszeiten, des Frühlings, des Sommers, des Herbstes und des Winters. Sonjaro erläuterte mir unmissverständlich, dass das Elfenreich unversehrt erhalten bleiben musste; und in seinen flehenden Augen erkannte ich die Dringlichkeit. Sonjaro erbat, sich mit mir zu verbünden. zudem offenbarte er mir auch, welche Gefahr dieser Einsatz für mich barg. Einer alten Weissagung zu folge, sollte ein Menschenkind befähigt sein, Crystal zu befreien. Jedoch würde der Aufenthalt im Elfenreich mir zum Verhängnis werden, sobald ich mich nur einen Deut zu lange dort aufhielte. Mit anderen Worten, sobald es mir in dieser Dimension zu gut gefiele, ich in mein wirkliches Leben nie wieder zurück kommen könne.

Ich erwachte, aus einem seltsamen Traum, öffnete meine Augen und hielt Ausschau nach der Steinstatue. Noch immer stand sie unverändert, an der selben Stelle, in meinem Garten. Diffus vernahm ich Stimmen in meiner Nähe, aber niemand war zu sehen. Ein Flüstern, Tuscheln und Wispern hing in der Luft, deren Laute ich nicht entschlüsseln konnte, ihnen aber immerfort lauschte. Ich verließ mein Ruhelager und widmete mich häuslichen Aufgaben. Jeder Handgriff im Haushalt erfolgte im gewohnten mechanischen Ablauf. Meine Gedanken jedoch verweilten bei dem seltsamen Traum vom Nachmittag. Am anderen Morgen schließlich, wusste ich die Lösung. In der voran gegangenen Nacht half mir ein weiterer ungewöhnlicher Traum, das Tuscheln und Wispern aus den Lüften zu ergründen.
Der Prophezeiung entsprechend wäre meine Aufgage, zwei reine, funkelnde Kristalle im Aussehen natürlicher Tränentropfen zu finden und diese an den Augen der Steinstatue zu platzieren. Ein Gewitter würde sich bald darauf am Firmament zusammenbrauen, und Blitze ihre komplette, dynamische Ladung auf die Kristalle lenken. Die dadurch entstandene Energie, in Form eines gleißenden Lichts, würde einen Spalt im Stein aufbrechen, aus der die Elfenkönigin entfliehen können würde, welcher sich aber abrupt, nach Erlöschen des grellen Scheines, schlösse.
Trotz der lauernden Gefahr, schon wieder ins Elfenreich zu wechseln, wollte ich dennoch ein weiteres mal, über meinen Traum, dorthin gelangen, um den Elfen beizustehen und die Elfenkönigin zu befreien. Wie erhofft nickte ich auf meinem Liegestuhl wieder ein, und geriet ein weiteres mal in die Elfendimension. Sonjaro begrüßte mich zurückhaltend freundlich, fast ein wenig zu nachdenklich. Eigentlich hatte ich mit überschwänglicher Freude gerechnet. Trotz seiner besorgten Stirnfalten, die wohl meiner wiederholten Anwesenheit galten, schien es mir, als hätte er dennoch auf mich gewartet. Wieder nahm er mich bei der Hand und zog mich ein weiteres Mal hinauf, zur wassergefüllten Blütenschale der Steinfigur. Das versteinerte Mädchen weinte immerfort. Gebannt blickte ich zu ihren Tränen und in diesem Augenblick fiel mir eine Tatsache wie Schuppen von den Augen. Ihre Tränen plumpsten förmlich wie Blei ins Wasser. Bei genauem Hinsehen entdeckte ich, dass ihre Tränen, bevor sie die Wasseroberfläche berührten, ursprünglich Kristalle waren, die sich erst im Tränenwasser in Nichts auflösten.
Um auf dem Tränensee, die fallenden Kristalltropfen zu erreichen, benötigte ich einen tragenden Untersatz. Arglos dorthin schwimmen war scheinbar ausgeschlossen, da das Wasser auf meinem Körper, schon bei der geringsten Berührung, eine ätzende Verwundung hinterließ. Sonjaro hatte erschreckt meinen Arm hochgerissen, als ich, um mich zu erfrischen, mit meiner Hand in das kühle Nass eintauchen wollte. Zwar konnte die beißende Eigenschaft des Wassers Sonjaro nichts anhaben, jedoch für das Auffangen der Kristalltränen war er nicht geschaffen. Auch in seinen Händen verwandelten sich die Kristalle sogleich wieder zu Wassertropfen.
Es hatte etwas aufgefrischt. Die luftige Brise wirbelte Blätter umher und eben in diesem Moment landete ein Rosenblatt auf dem Tränenteich. Nun da ich minimale Größe und Gewicht hatte, wäre dies der richtige Traguntersatz für mich, um zur Mitte der Schale zu gelangen. Dort konnte ich zwei der Kristalle erhaschen, sie in meinen Händen bewahren und diese hurtig aus dem Elfenreich befördern.
Sonjaro war meinen Gedanken gefolgt. Er planschte daraufhin mit seinen Händen im Wasser und brachte Bewegung in das geheimnisvolle Nass. Das Rosenblatt geriet dadurch gezielt in Vorwärtsbewegung und dockte am Rand des Blütenbeckens an. Behutsam betrat ich das Laub. Sonjaro steuerte mit seinen patschenden Bewegungen, die Laubinsel erstaunlich präzise und schnell zur Mitte des Tränenteichs. Von einem kurzen Straucheln meinerseits abgesehen, glückte die Wasserreise wie durch ein Wunder ohne weitere Zwischenfälle. Zwei der Kristalltränen, die ich trotz schaukelndem Untergrund, geschickt aufgefangen hatte, befanden sich nun, je eine, in meinen geschlossenen Händen. Wiederum holte mich Sonjaro, durch navigierende Wasserbewegung, zum Rand der Blütenschale zurück und setzte mich sogleich wieder auf dem Erdboden ab. Sonjaro trieb zur Eile. Noch schien es, als bewegte ich mich gefahrlos in der Elfenwelt, was sich jedoch schnell ändern konnte. Die Offenbarung beschrieb mit der Bezeichnung ‚Deut’ nicht genau, wann das Quäntchen Zeit verstrichen war. Würde ich tatsächlich wieder auf meiner Liege in meinem Garten erwachen? „Credendem Vides“, vernahm ich bereits aus großer Entfernung Sonjaros letzte Botschaft.
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‚Credendem Vides’, das bedeutete soviel wie: „Nur wer glaubt wird sehen“! Diese Elfen-Weisheit, nahm ich aus der anderen Dimension, in meinem Herzen mit. Meine Hände waren noch immer festverschlossen, als ich blinzelnd, auf meinem Liegestuhl, am Spätnachmittag erwachte. Auch hier schien es, als würde das Wetter umschlagen. Es war um einiges kühler geworden. Behutsam öffnete ich meine geballte Faust und war gespannt, ob ich die Kristalle aus dem Reich der Elfen, hinüber in meine Welt gerettet hatte. Tatsächlich, auf meinen beiden Handflächen funkelten zwei winzige Kristalltränen. Wie nun von dem Elfenorakel gewünscht, erledigte ich gleich darauf, eifrig meine letzte Aufgabe und platzierte die Kristalle gewissenhaft am inneren Augenwinkel der Steinstatue.
Böiger Wind fegte daraufhin durch meinen Garten und dunkle Wolken verfinsterten den Himmel. Ein Unwetter braute sich zusammen. Es schien, als beeinflussten die Elfen eilends das Wetter. Sie trieben die Winde voran und ließen sie stürmen. Schließlich musste ein glaubwürdiges Unwetter geschaffen werden, das jeglichen Zweifel darüber im Keim erstickte, was hier geschah. Die Menschen durften von alledem nichts erfahren. Für sie sollte auch weiterhin das Vorhandensein der Elfen ein Märchen bleiben. Blitze peitschten mit einem mal durch die Wolken und krachender Donnerschlag antwortete ihnen. Der Weissagung entsprechend, dass der Blitz die Kristalle erfassen solle und sodann seine geballte Energie auf sie übertrüge, erfüllte sich. Sofort blendete mich gleißendes Licht, vor dem ich schützend meine Augen mit den Händen bedeckte. Als ich vorsichtig durch meine leicht geöffnete Finger blinzelte, entging mir nicht, wie Crystal, aus einer schmalen Öffnung, ihrem Steinpanzer entschlüpfte. Kurz darauf war der Spuk vorbei. Auch das Unwetter hatte sich schlagartig verzogen. Im goldroten Schein der untergehenden Sonne sah ich die mir verbliebene Steinhülle nun zufrieden lächeln.
Aus Dankbarkeit zur Errettung von Crystal, erzählen mir Elfen auf meiner Fensterbank, von nun an ihre Geschichten.

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phoebe ( gelöscht )
Beiträge:

16.11.2014 09:33
#41 RE: drei Bilder - eine Geschichte Zitat · Antworten

jetzt geht es mal an Bächlein und See






Luisa Offline

Co-Admin


Beiträge: 24.016

16.11.2014 12:05
#42 RE: drei Bilder - eine Geschichte Zitat · Antworten



Emilia die Gewässerelfe


Nachts, wenn die Sterne am Himmel blinkten, begünstigt vom Vollmond, erzählten sich die Elfen von ihrer Heimat, von ihren Berufungen und den Begebnissen in Feenland. Wieder einmal trug es sich zu, dass der Mond seine volle Rundung erhielt und auch die Sterne in ihrem schönsten Glanz am Nachthimmel erstrahlten. Geschäftiges Sirren und Surren und reges auf und ab und hin und her nahe der Fensterbank, ließ ein erneutes Treffen von ihnen vermuten.

Elfen waren zwar dem menschlichen Körperbau nachempfunden, aber sie waren viel kleiner und graziöser als wir Menschen. Ihr besonderes Merkmal die Ohren, waren einwenig länglicher und formten sich am oberen Rand zu einer Spitze.

Emilia war eine ganz entzückende, grazile Elfe mit langen blonden Haaren. Ihren Körper umhüllte ein feines, roséfarbenes Kleid und ihre hauchzarten Flügel schimmerten silbrig im sanften Licht des Mondes. Emilia wartete auf ihrem Kristallpodest, bis sich alle anderen Elfen um sie geschart hatten. Dann begann sie zu erzählen. Sie berichtete von Feenland ihrer Heimat. Einer Insel mit vielen Wasserläufen, glucksenden, klaren Bächen, flink dahingleitenden Flüssen, wilden, rauschenden Wasserfällen und ruhigen, idyllischen Seen, an denen sie mit ihren Freunden, den Libellen gern spielte.

Schmetterlinge und Libellen waren Emilias Lieblings Spielgefährten. Unaufhörlich flatterten sie um die Wette. Doch immer wieder gewannen die Libellen. Oftmals hatten die Libellen sie über das Wasser gezogen. Sie musste sich hierzu nur auf ein schwimmendes Blatt setzen, sich ein paar von ihren im Sonnenlicht golden glänzenden Haaren heraus ziehen, diese mit den Libellen und dem Blatt verknüpfen und schon konnte sie ohne Mühe, so schnell wie der Wind über das Wasser gleiten. Viel kleines, kriechendes, krabbelndes, nagendes und schlängelndes Getier, darunter Mäuse, Eichhörnchen, Igel, Dachse Iltisse und Füchse, wie auch Frösche, Eidechsen, Blindschleichen und Käfer, waren schon auf dem Wasser in Not geraten. Emilia befreite sie jedes Mal aus ihrer lebensbedrohlichen Lage. Morsche Äste am Ufer versprachen aufregenden Zeitvertreib für das Kleingetier und so mancher Nager hatte dort seine Mahlzeit gesucht und gefunden. Doch gerade bei unwetterartigen Regengüssen stieg der Pegel des Wasserstands enorm an. Das Wasser schwappte über das Ufer und zog Äste, vom Uferrand mit sich fort. Ein solcher Ast verwandelte sich flugs zu einem gefährlichen Geschoss, wenn es von einer Welle mitgerissen und von den ungebändigten Stromschnellen, in rasantem Tempo fortgetrieben wurde. Wäre Emilia nicht so wachsam, hätte so manches kleine, possierliche Wesen sein Leben opfern müssen.

Solche Unwetter ließen Flüsse sintflutartig anwachsen und dem Kleingetier zum Verhängnis werden. Emilia berichtete, wie sie mit den Libellen auf einem dieser Flüsse, der zu einem Wasserfall führte, mühelos dahinglitt. Denn Emilia ließ sich mit Freuden, von ihren Lieblingen den Libellen, auf einem Blatt ziehen. Immer wieder leistete Emilia Erste Hilfe. Familie Eichhorn bekam Nachwuchs auf einer schwimmenden Astinsel und Emilia zog sie ans trockene Ufer. Frau Bieber war in eine Dornschlinge geraten und konnte sich nicht selbst befreien. Emilia löste die Dornen. Stets blieb Emilia besonnen, half in ausweglosen Situationen, ohne selbst dabei in Gefahr zu geraten.

Bald schon war das gewaltige Rauschen von herab stürzenden Wassermassen hörbar. Doch Emilia hörte noch etwas anderes. Trotz des tosenden Wassers, drang das Wimmern eines verletzten Tieres an ihr Ohr. Der Wasserfall wirkte fast bedrohlich auf sie. Irgendetwas schien dort auf sie zu lauern. Emilias Sinne signalisierten Gefahr. Dennoch verließ sie ihre Barke und schwebte vorsichtig zu dem Gefälle. Dort, hinter dem Wasserschleier, erblickte sie die Öffnung einer kleinen Höhle. Von dort drinnen schien das Wimmern und Winseln zu kommen. Emilia zögerte nicht. Vorsichtig trat sie in die dunkle Felsvertiefung in dem sie ein verletztes Füchslein erspähte. Sein Wanst schien aufgeschlitzt, denn an seinem Fell klaffte eine große blutende Wunde.

Emilia wusste nur zu genau, um das mögliche Risiko, auf das sie sich einließ. Gerade in solchen Verstecken und Schlupflöchern, die sich derart gut getarnt hinter Wasserfällen befanden, lauerten bisweilen Trolle und Waldschrate den Elfen auf. Für Trolle und ihresgleichen, war eine Wasserelfe ein gefundenes Fressen, sozusagen eine Delikatesse. Draußen auf freier Wildbahn, in der weiten Natur, waren diese Waldwesen sichtbar, aber innerhalb eines kleinen Raumes besaßen sie die Fähigkeit, sich kurzzeitig unsichtbar zu machen und waren nur durch ihren Körpergeruch aufzuspüren. Waldschrate hingegen waren immer zu sehen. Aber sie sonderten durch ihren Schweiß eine klebrige Substanz ab, an denen Elfen unweigerlich hängen blieben, sobald sie damit in Berührung gerieten. Folglich suchten Elfen fluchtarig das Weite, solbald eine solche Kreatur ihren Weg kreuzte.

Leider war es auch Emilia so ergangen, als sie sich zu dem Füchslein nieder kniete, seine Wunde versorgte und diese mit Elfenspucke ruckzuck heilte. In einem unbedachten Augenblick, blieb Emilia an so einer klebrigen Schleimspur hängen. Zwar freute sich das Füchslein zu seiner erfolgreichen Heilung, aber es war nicht sein Ding Mut zu beweisen, um Emilia gleichsam Hilfe zu leisten und entschwand daher eilfertig.

Nun allerdings befand sich die Elfe in einer verhängnisvollen Klemme und klebte hartnäckig an der ekelhaften Absonderung des Waldschrats. Je mehr sie sich bewegte, um sich daraus zu befreien, desto mehr vernetzten sich die klebrigen Fäden. Was wenn ein Troll nun in der Höhle abwartete und in diesem Moment nur unsichtbar war? Emilia wagte sich nicht auszumalen was dann mit ihr passierte.

Es war ein Segen, dass der Hilferuf einer Elfe für andere Ohren unhörbar war. Sie riefen in einer viel höheren Frequenz wenn sie in Gefahr gerieten. Einem Laut den selbst Tiere nicht mehr wahrnahmen und Mensch noch viel weniger. Durch diesen Ton wurden ebenfalls alle anderen Elfen in der nahen Umgebung gewarnt. Jedoch wirkliche Hilfe konnte nur Crystal, die Herrscherin des Elfenreichs Emilia geben.

Emilia hatte Glück, nur der Zeitraum eines Wimpernschlages verging, bis die Lichtelfe zur Stelle war. Als Elfenoberhaupt besaß sie ganz besondere Befähigungen. Sie hatte nicht nur die Macht zu jeder Zeit an jedem xbeliebigen Ort zu sein, sie konnte ihren Flügelschlag in einem bestimmten Rhythmus schwingen und somit opalisierendes Licht erzeugen. Ein Licht das so hell war, dass es selbst unsichtbare Bedroher im Nu erblinden ließ. Durch die Energie in ihrem kristallenen Feenstab vermochte sie jegliches Unbill rückgängig zu machen. Es war deshalb keine große Mühe für Crystal, die abscheulich, pappigen Schleimfäden des Waldschrats, augenblicklich in harmlos grauen Staub zu verwandeln. Somit war Emilia glücklicherweise wieder frei. Die Lichtelfe hatte ihr Leben gerettet. Und so schnell wie Crystal kam, so plötzlich war sie auch wieder verschwunden.

Emilia fröstelte in dieser finsteren, nasskalten Höhle und verließ ebenfalls in aller Eile den ungemütlichen, düsteren Ort hinter dem Wasserfall. Draußen blendete sie sogleich das gleißende Licht des Sonnenstrahls. Jedoch nach all der erfahrenen Kälte, wärmte Emilia wohlig ihre erkalteten Glieder in dem wärmenden Sonnenlicht. Ein wunderschöner blauer Himmel und die strahlende Schönheit der Natur, ließ Emilia die durchstandene Gefahr schnell vergessen.

Die Libellen warteten schon am Ufer des Flusses und sobald Emilia ihre schwimmende Blattbarke betreten hatte, flogen sie auch schon los und zogen Emilia weiter und immer weiter, über die Stromschnellen auf zu neuen Heldentaten und Abenteuern.

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ella ( gelöscht )
Beiträge:

16.11.2014 13:22
#43 RE: drei Bilder - eine Geschichte Zitat · Antworten

Jetzt habe ich endlich Muße deine Geschichte zu lesen. Sie haben mir beide sehr gut gefallen. Toll, wie du das machst. Baravo

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Je intensiver wir leben, umso mehr strahlen wir Lebensfreude aus

phoebe ( gelöscht )
Beiträge:

13.12.2014 20:57
#44 RE: drei Bilder - eine Geschichte Zitat · Antworten

diesmal gibt es 5 Bilder





Luisa Offline

Co-Admin


Beiträge: 24.016

14.12.2014 09:40
#45 RE: drei Bilder - eine Geschichte Zitat · Antworten





Waldelfe Viola

Auf meiner Fensterbank, zwischen den Bambusaustrieben meiner Topfpflanze, auf mittlerer Höhe, hatte sich Viola platziert. Sie teilte sich diese prachtvolle Pflanze, mit noch einer anderen Elfe. Viola war eher kratzbürtig, als anschmiegsam, auch würde man lieblich und anmutig bei einer Beschreibung ihrer Person eher vermeiden, wobei, aufgrund ihres Aussehens konnte man auf anhieb nicht genau erkennen, ob sie eine Elfin oder ein Elf war. Überhaupt hätte besser Elfe Übermut zu ihr gepasst. Denn alles was in unserem Haushalt nicht sofort auffindbar war, ging mit hohem Prozentsatz auf ihr Konto. Nicht dass sie sich etwas angeeignet hätte, nein, eher wohl ausgeliehen. Besonders Kugelschreiber und Malstifte, auch Schlüssel und Merkzettel waren immer wieder an anderen Stellen aufgetaucht, als dort wo wir sie deponierten. Man munkelte, dass ihr Vater ein Kobold und nur ihre Mutter eine Elfe war.

Tatsächlich war ihr Vater ein Kobold und demzufolge sie eine Halbblut. Damals, als im Elfenreich alles drunter und drüber ging, weil das Elfenoberhaupt einem so tragischen Schicksal zum Opfer gefallen war, hatte sich ihre Mutter, was strengstens untersagt war, in ihren Vater verliebt. Niemals hätte so etwas im Feenland geschehen dürfen. Kein Elf und keine Elfin durfte Verbindung zu den Kobolden aufnehmen oder gar pflegen. Jener Kobold jedoch, zu dem sich ihre Mutter hingezogen fühlte, trug damals zur Auklärung des Giftanschlages, auf die Elfenkönigin, bei. Er konnte die schuldigen Elfen entlarven und den Verdacht, der auf seinem Volk lastete, entkräften. Als besondere Auszeichnung erhielt er von der Elfenkönigin die Erlaubnis, die Verbindung zu ihrer Mutter zu legitimieren. Somit wurde die Beziehung zwischen einem Kobold und einer Elfin ganz formell. Doch nach wie vor litten Viola, wie gleichsam ihre Eltern, unter der Diskriminierung der anderen Elfen. Besonders Viola bekam zu spüren, dass sie anders war.

Viola trug ihre Haare nie offen, so wie es der Lebensart aller anderen Elfenmädchen entsprach. Ein Merkmal weniger, an dem man hätte erkennen können, ob nicht doch ein männlicher Elf in dieser jungenhaften Kleidung steckte. Viola stülpte sich lieber den Blütenkelch einer violetten Glockenblume über ihr Haupt. Im besonderen wohl auch deswegen, um ihre besonders langen Ohren, ein Merkmal ihrer halben Koboldabstammung, vor allen Blicken zu verstecken. Ihre Beine steckten in hellgrünen Strümpfen und ihre Füße in dunkelbraunen Stulpenstiefeletten. Burschikos war ihre Erscheinung und trotz ihrer feinen Gliedmaßen wirkte sie eher robust. Kurzum Viola fühlte sich am wohlsten im Wald und war daher prädestiniert eine Waldelfe zu werden. Sie war ein perfektes Abbild des Waldes, sowohl dunkel als auch licht, sowohl herb als auch weich.

Viola konnte mit den Tieren sprechen, sie verstand nicht nur die Laute von allen im Wald lebenden Tieren, sie imitierte auch präziese jeden Tierlaut. Oftmals neckte sie die anderen Elfen auf meiner Fensterbank; ließ nachts ein Käuzchen schaurig Lockrufen, oder des morgens einen Rehbock Brunftröhren. Selbst bei den Vogelstimmen war nicht genau auszumachen, ob das Zwitschern aus dem angrenzenden Garten, oder von Viola auf der Fensterbank kam. Gern hielt sie alle dort lebenden Elfen zum Narren. So sorgte sie auf ihre Art, für Ausgelassenheit und Frohsinn bei den anderen Elfen. Der Schalk saß ihr im Nacken und für einen Streich war sie immer zu haben.

Doch Viola träumte auch gerne und ihr lauschiges Plätzchen im Bambushain verlieh ihren Träumen Flügel. Sie träumte sich in ihren Wald, zu einer kleinen, runden Lichtung. Einer Lichtung, umringt von hohen Tannen und großen, geschmeidigen Laubbäumen. Dem Waldboden, bedeckt von weichem, grünem Moosteppich, dem buschigen, saftgrünen Farn, sowie dem dichten Geflecht von Himbeersträuchern mit blutroten, saftigen Beeren.

Am liebsten, so sie nicht auf der Fensterbank logierte, weilte sie zu den Dämmerstunden dort. Aber auch des Morgens, wenn sich die Nebelschwaden langsam hoben, das Sonnenlicht sich in den feingeknüpften Netzen der Araneae fing und jeder einzelne Tautropfen sich in prächtige Farbkristalle verwandelte. Oder auch am Spätnachmittag, wenn der warme Sonnenstrahl zum Rekeln einlud und dem Wald, durch sein weiches goldenes Licht, den Zauber einer reifen Schönheit schenkte.

Sie spielte mit den Eichhörnchen, in den hohen Baumwipfeln Verstecken, oder sie schaukelte keck auf dem Geweih eines Hirschen. Die Tiere im Wald wurden zu ihrer Familie. Von ihnen fühlte sie sich niemals ausgestoßen. Und schon bald beherrschte sie alle Tierlaute und konnte sich ungehindert mit ihnen unterhalten.

An einem dieser späten Nachmittage entdeckte Viola, dass sie nicht alleine auf ihrer Lichtung weilte.Verborgen im blickdichten Farn bemerkte sie, dass ein fremder Elf dort seine Herbstarbeit verrichtete. Mit einer bunten Farbpalette verlieh er jedem Laubbaum ein prächtig, farbenreiches Blattwerk. Er schwirrte eifrig, immer wieder und immer wieder, um die Blattkronen und im letzten Strahl der untergehenden Sonne, leuchtete das Laub in den sattesten Gelb-, Orange- und Rottönen.

Viola wagte sich nicht aus ihrem Versteck hervor. Sie war bezaubert von seiner Wohlgestalt, seinem Geschick und seinem Liebreiz. Viola seufzte still. Ach, wenn sie doch so einen wunderbaren Elf ihren Freund nennen dürfte. Aber sie galt ja als Außenseiterin unter den anderen Elfen. Auch war sie nicht so schön, bezaubernd und anmutig wie alle anderen Elfenmädchen. Über sie wurde ausgiebig getuschelt, weil ihre Abstammung nicht rein war und darunter litt Viola.

Nachdem der Elf den Bäumen herbstlichen Charakter verliehen hatte, sammelte er noch in einer Rindenschale einige von den hier, auf der Tannenlichtung wachsenden Früchten. Er fand ein paar süße dunkelrote Beeren und nahe der Nadelbäume kleine aromatische Kappenpilze. Er pflückte auch Nüsse von einem Haselnussstrauch, die er mit einem Ruck aufbrach. Die Rindenschale setzte er sodann auf einem Baumstumpf ab, blickte in Richtung des Farns, in dem sie sich immer noch verborgen hielt, schmunzelte und huschte davon.

Von da an schien sich eine Veränderung in ihr zu vollziehen. Sie interessierte sich immer mehr für ihr Aussehen und träumte in den lieben langen Tag hinein. Viola trämte mit geschlossenen Augen, Viola träumte mit offenen Augen, Tag ein Tag aus. Dieser Elf hatte ihr den Kopf verdreht. Einerseits ersehnte sie seine Nähe und wollte ihn dennoch andererseits vergessen. Wie wohl sein Name war?

Öfters noch erblickte Viola den Herbstelf, der geschäftig und eilig tat und seinen Besuch, in ihrem Wald, wie zufällig erscheinen ließ. Nur es fehlte ihr der Mut ihm zu begegnen. Doch ganz bestimmt irgendwann, in ganz naher Zukunft, so nahm Viola sich vor, irgendwann würde sich ihr eine Gelegenheit bieten, ihm zu zeigen, wie sehr sie sich über sein Geschenk gefreut hatte und zu erkunden ob mehr daraus werden würde, ohne sich dabei etwas zu vergeben.

War dies der Grund weshalb sie derzeit so konsequent auf meiner Fensterbank blieb?

Liebe dich selbst, dann können die anderen dich gern haben

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Erstellt im Forum Buntes Allerlei für Gäste von Silbi
0 16.09.2010 10:40
von Silbi • Zugriffe: 817
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